Bevor wir ganz verstehen können, warum es für den Menschen so wichtig ist, dass er in seinen Beziehungen ehrlich ist, müssen wir eine brauchbare Definition des Wortes Ehrlichkeit finden. Das New Pocket Dictionary von Langenscheidt beschreibt das englische Wort honesty (Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit) als "vertrauenswürdig, ohne Lüge oder Betrug...Tatsachen werden nicht verheimlicht." Ich habe gegen diese Definition nichts einzuwenden, aber ich möchte noch einen Schritt weitergehen und möchte noch hinzufügen, dass Ehrlichkeit der völlig unzensierte Ausdruck des komplexen Charakters eines Menschen in jeder Situation, auf allen Kausalebenen und jedem gegenüber ist, zu dem eine Verbindung besteht. Es ist ohne weiteres zu erkennen, dass die Gesellschaft uns gelehrt hat, es sei unmöglich, in den normalen zwischenmenschlichen Beziehungen jedermann gegenüber auf allen Ebenen und zu jeder Zeit eine so definierte Aufrichtigkeit zu üben. Aber die Hypothese, von der diese Rationalisierung der Unaufrichtigkeit ausgeht, schließt in sich, dass wir von Natur aus unvollkommen, dass unsere Motive nicht rein sind, dass unsere wahren Gefühle und Gedanken nicht gut genug sind und verbessert werden müssen. Das bedeutet, dass wir voller Mängel sind, dass wir im Gegensatz zu anderen Spezies, die perfekt in die Ökologie dieses Planeten passen, dafür nicht geeignet sind, und dass wir deshalb Korrekturen in dieser unvollkommenen Schöpfung Gottes vornehmen müssen. Unsere heutige Gesellschaft hat aufgrund dieser Überzeugung einen schweren Rückschlag in der menschlichen Entwicklung erlitten. Ihr Akzeptieren hat ein Scheitern der Aufrichtigkeit und des Vertrauens, besonders des Selbstvertrauens, herbeigeführt. Natürlich behaupten manche Menschen unserer Zeit, dass sie zu irgend jemandem oder zu irgend etwas Vertrauen haben, aber das ist nicht die Art Vertrauen, die ich meine. Das Vertrauen, von dem ich spreche, ist das kindliche Vertrauen, das seinen Ursprung in einem angeborenen Gefühl der Sicherheit hat. Es ist ein Vertrauen nicht nur auf der bewussten, sondern auch auf der unbewussten Ebene. Es ist ein Vertrauen, das jedem Gedanken, jeder Emotion und jeder Handlung zugrunde liegt. Wenn das Vertrauen zu sich selbst und zur Welt fehlt, dann kann es auch keine inhärente Aufrichtigkeit geben, denn die Fähigkeit, sich ehrlich auszudrücken, setzt voraus, dass man Vertrauen zu sich selbst besitzt.
(Keith Sherwood)