Das Göttliche ist grenzenlos und unermesslich. Zum Unermesslichen als solchem ist keine direkte Beziehung möglich. Das wäre so, als würde man direkt in die Sonne schauen. Dabei kann man schlimmstenfalls erblinden, jedenfalls ist man geblendet, und wer geblendet ist, kann nichts mehr unterscheiden. Wir brauchen Zugänge, die uns nicht überfordern. Wir müssen uns das Göttliche irgendwie fassbar machen, man könnte auch sagen, auf unser Maß bringen. In den alten Kulturen wussten die Menschen das. Sie waren sich darüber im Klaren, dass Gott Energie ist. Und sie wussten auch, dass wir Menschen unsere Lebendigkeit daher beziehen, wonach wir auf der Suche sind - auch wenn wir uns zumeist für sich stehende Bewusstseinsgebilde halten, die ein von den anderen isoliertes Dasein fristen.
Echte Spiritualität und Verbundenheit sind nicht in Lehrbüchern zu finden, sondern können nur unmittelbare eigene Erfahrung sein - und dann erzählt der Mensch vielleicht anderen davon. So haben es Mystiker und große spirituelle Lehrer schon immer gemacht. Sie verlegen sozusagen neue "Leitungen" zwischen den Menschen und Gott. Ihre eigene Sehnsucht und Erfahrung haben sie zu einer ganz neuen Sicht der Dinge geführt, sodass sie anderen Menschen neue Entwicklungsmöglichkeiten und Wege erschließen können. Alle Religionen, wage ich zu behaupten, führen zum gleichen unermesslichen Ozean der Energie. Kannst du dir vorstellen, wie sich unser Gottesbild wandeln würde, wenn wir das alle so sehen könnten? Wenn Gott unermesslich ist, dann kann keine Religion und kein Mensch falsch liegen!

Aus: Die Signatur der Seele - von Panache Desai