Das Dogma, das die "Sünde" umgibt, beruht auf der theologischen Doktrin der Getrenntheit. An dieser Dogtrin muss starr festgehalten werden, sonst würde das Konstrukt der "Sünde" sich in nichts auflösen. Die Religionen wissen das. Deswegen lehren viele Religionen, Gott sei "dort drüben" und der Mensch "hier drüben". Und die beiden werden einander niemals treffen bis zum Tag des Jüngsten Gerichts, wenn - obwohl dir jeder Versuch verboten ist, Gott sein zu wollen - darüber geurteilt werden wird, wie gottgleich du dich verhalten hast.
Den Menschen wird gesagt, sie sollten sich wie Gott verhalten, aber ohne dass sie Gott sein dürfen. Man sagt ihnen, sie wären nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, hätten aber nicht Gottes Fähigkeiten. Und damit müssen sie an der ihnen gestellten Aufgabe, so gottähnlich zu werden, zwangsläufig scheitern.
Dennoch vergibt Gott ihnen ihr Scheitern, wenn sie sich nur bemühen. Wenn sie es allerdings nicht versuchen oder wenn sie es versuchen, dabei aber elendig und auf die schlimmstmögliche Weise scheitern, wird Gott sie verdammen und mit ewiger Folter betrafen.
Das ist kurz zusammengefasst, die gegenwärtige vorherrschende menschiche Theologie. Es gibt Variationen dieses Themas, aber im Wesentlichen läuft es darauf hinaus.

Aus: "Was wirklich wichtig ist" von N.D. Walsch