Der Begriff "jenseits" birgt letztlich die wahre Bedeutung von Spiritualität. In seiner Grundbedeutung heißt "jenseits": Über den Ort hinausgehen, an dem man sich befindet. Es bedeutet, nicht in seinem gegenwärtigen Zustand zu verharren. Wenn man fortwährend über sich selbst hinausgeht, gibt es keine Einschränkungen mehr. Es gibt keine Grenzen mehr. Einschränkungen und Grenzen existieren nur dort, wo man aufhört, über sich sellbst hinauszugehen. Wenn man nie damit aufhört, begibt man sich jenseits von Grenzen, jenseits von Beschränkungen, jenseits des Gefühls eines eingeschränkten Selbst.
"Jenseits" ist nach allen Richtungen hin unendlich. Lenkt man einen Laserstrahl in eine bestimmte Richtung, wird er bis in alle Unendlichkeit so weiterlaufen. Er würde nur dann aufhören, unendlich zu sein, wenn man eine künstliche Grenze errichtete, die er nicht durchdringen könnte. Grenzen erwecken im unendlichen Raum den Anschein von Endlichkeit. Die Dinge erscheinen uns endlich, wo unsere Wahrnehmung auf geistige Grenzen stößt. In Wahrheit ist alles unendlich. Wir sind es, die uns auf etwas Unendliches beziehen und davon sprechen, dieses Unendliche sei einen Kilometer weit weg von hier. Was ist das, ein Kilometer von hier? Nichts anderes als ein Stück Unendlichkeit. Es gibt keine Grenzen. Es gibt nur das unendliche Universum. Um sich jenseits von hier zu begeben, müssen sie die Grenzen überschreiten, die Sie den Dingen auferlegen. Das macht Veränderungen im Kern Ihres Wesens erforderlich. Gerade jetzt benutzen Sie Ihren analytischen Verstand, um die Welt in einzelne Objekte des Denkens zu zerteilen. Danach benutzen Sie denselben Verstand, um diese separaten Gedanken so zusammenzufügen, dass jeder zum anderen in einer bestimmten Beziehung steht. Sie tun das im Bemühen, vor sich selbst den Anschein von Kontrolle zu erwecken. Das zeigt sich am deutlichsten in Ihrem fortwährenden Versuch, aus dem Unbekannten etwas Bekanntes zu machen.

Michael A. Singer